Aargauer Kapellen

St. Annakapelle, Sarmenstorf

Standort: Sarmenstorf

Wie der Engländer in New York

Das kleine Bethaus steht inmitten eines Sarmenstorfer Quartiers. Umgeben von modernen Liegenschaften mutet der alte, aus dem 19. Jahrhundert stammende Bau fast schon exotisch an. In etwa so wie der vom britischen Musiker Sting besungene Engländer in New York. 
 

Neubau mit Verzögerung

Ursprünglich im Spieltruckenwinkel erbaut, verwahrloste das kleine Kirchlein im Laufe des 19. Jahrhunderts zusehends. Im Jahre 1835 zogen die Bürger von Sarmenstorf, noch heute Eigentümer der Kapelle, einen Neubau in Erwägung. Allerdings dauerte es zwei Jahrzehnte, bis dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt werden konnte. Erst 1852 wurde die alte Kapelle durch die heutige Anlage an der Schlüsselackerstrasse weiter südlich ersetzt. Den Bauplatz an sonniger Lage hatte ein Sarmenstorfer Bürger der Bürgergemeinde geschenkt. Wiederholt mussten Reparaturen an der kleinen Kapelle vorgenommen werden, die aus Opferstockerträgen sowie Spenden finanziert werden konnten. Eine letzte Renovation erfolgte 1958.
 

Erwachen aus dem Dornröschenschlaf

Aus welchen Gründen die Kapelle der Heiligen Anna geweiht worden war, vermag heute niemand mehr zu sagen. Fest steht jedoch, dass das kleine Kirchlein ursprünglich deutlich mehr Umschwung hatte. Galt das Kirchlein den Menschen im vergangenen Jahrhundert noch als beliebter Ort der Einkehr, fiel es schliesslich in einen Dornröschenschlaf. Kurz vor der Jahrtausendwende gelang es dank der Initiative des Sakristanen-Ehepaars, neues Leben in die Kapelle zu bringen. Seither wird wieder einmal jährlich, am 26. Juli, dem Jahrestag der Heiligen Anna und Joachim, ein Gottesdienst abgehalten. Die Kapelle, die nur zwanzig Personen Platz bietet, ist dann bis auf den letzten Platz gefüllt. Für zusätzliche Besucherinnen und Besucher werden Bänke im Grün vor dem Eingang bereitgestellt.
 

Attraktion für Kinder

Für Erstaunen im Quartier sorgte unlängst auch, dass immer wieder das Glöcklein der St. Anna-Kapelle zu hören war, und zwar ohne ersichtlichen Zusammenhang. Rasch zeigte sich, dass auswärtige Kinder auf Besuch bei ihren Grosseltern Freude daran fanden, das 75 Pfund schwere Glöcklein aus dem Jahre 1862 zum Klingen zu bringen. (acm)
 

Spiritueller Impuls: „Mama, was heisst das?“

Die Szene erscheint beinahe idyllisch: Maria und ihre (legendäre) Mutter Anna in inniger Beschäftigung mit einem Buch. Vielleicht hat Maria gerade diese Frage gestellt. Vielleicht hat Anna ihr geantwortet, ihre Hand scheint etwas betonen zu wollen. Nun schweigen sie und ihre Blicke gehen aneinander vorbei. Ihre Minen sind ernst, es geht um etwas Bedeutungsvolles. Die Engel bringen einen Blumenkranz, schon Zeichen der Erwählung dieses Mädchens. Eben nur scheinbar eine Idylle.

Der deutsche Pfarrer und Dichter Diethard Zils hat ein neues Marienlied geschrieben (KG 757):
Mädchen, du, in Israel, kleine Tochter Gottes,
durch dich wurde Nazaret Hoffnung aller Menschen.
Du vertrautest auf das Wort, das Gott einst gesprochen,
das Propheten sagen liess: Neu wird diese Erde.
Was nie zu erwarten war, hast du uns gegeben,
der dein Ein und Alles war, wurde aller Bruder.
Richte nun auch unsern Blick auf das Heil der Erde,
dass wir leben so wie er, offen füreinander.

Jürgen Heinze

Standort

Via Lenzburg Wohlen mit dem Zug, dann Bus in Richtung Sarmenstorf bis Haltestelle «Sarmenstorf Schulhaus». Von dort zu Fuss bis zur Kapelle: Retour der Hauptstrasse entlang, nach knapp 100 Metern rechts in die Bettwilerstrasse einbiegen. Dieser bergwärts folgen, dann zweite Strasse rechts (Schlüsselackerstrasse). Der Strasse folgen, Kapelle links.

Individualverkehr: Via Wohlen in Richtung Büttikon, Sarmenstorf, oder von Lenzburg aus via Seetal, Seengen. In Sarmenstorf in die Bettwilerstrasse und hernach in die Schlüssalackerstrasse abbiegen (Parkmöglichkeit vor Ort).
 

Öffnungszeiten

Tagsüber uneingeschränkt zugänglich.
 

Kontakt

Römisch-Katholische Kirchgemeinde Sarmenstorf, Tel. 056 667 20 40