Antoniuskapelle, Islisberg
Standort: Islisberg
Das Werk der Unbeugsamen
Urkundlich ist bereits für das 14. Jahrhundert eine Kapelle in Islisberg als Filiale der Pfarrkirche Lunkhofen bezeugt. Deren Spur verliert sich jedoch im Dunkel der Geschichte. Obschon sich die Islisberger seither stets nach einem eigenen Gotteshaus sehnten, blieb der Wunsch bis ins 20. Jahrhundert unerfüllt. Gehorsam nahm die Bevölkerung für den Kirchgang den langen und im Winter beschwerlichen Weg nach Lunkhofen auf sich. 1908 begann sie schliesslich, für eine eigene Kirche Geld zu sammeln. Auftrieb erhielt das Projekt, als sich in den 1930er Jahren der umtriebige Gemeinderat Ignaz Stutz der Sache annahm, Bauland spendete und einen Kapellenverein gründete, der sich noch heute um den Unterhalt der Kapelle kümmert.
Ein widerspenstiger Pfarrer
Doch längst waren nicht alle Hürden genommen. Einerseits fehlte es an Geld, andererseits noch am Einverständnis der bischöflichen Kanzlei in Solothurn. Auch wehrte sich der Lunkhofer Pfarrer Alfons Stäubli, da er sich nicht vorstellen mochte, regelmässig zu Fuss oder mit dem Velo die fünf Kilometer nach Islisberg hinaufzugelangen. Die bischöfliche Kanzlei billigte den Bau schliesslich doch, jedoch unter Auflagen: Die Kapelle musste aus eigenen Mitteln finanziert werden. Und um dem Lunkhofer Pfarrer Stäubli nicht allzu sehr in den Rücken zu fallen, verpflichtete ihn Solothurn lediglich für einen Sonntagsgottesdienst pro Monat in Islisberg. Für die anderen konnten die Islisberger glücklicherweise die Patres aus Immensee und die Zuger Kapuziner gewinnen.
Ein tollkühnes Low-Budget-Projekt
Dank der Bereitschaft der Einwohnerinnen und Einwohner von Islisberg, Arbeitskraft und Baumaterial zur Verfügung zu stellen, konnte der Traum von der eigenen Kapelle trotz bescheidener Mittel verwirklicht werden. Unzählige Stunden Fronarbeit wurden geleistet. Auch die Dorfjugend packte mit an und verrichtete Handlangerarbeiten. Hatte der Weg bis zur Grundsteinlegung Kraft und Nerven gekostet, so stand fortan der Bau unter einem guten Stern. Im Herbst 1936 konnte mit den Arbeiten begonnen werden. Um Weihnachten war der Rohbau fertig gestellt. Von grösseren Unfällen blieb die Baumannschaft verschont. Als einer der freiwilligen Helfer das Kreuz auf dem Turm montieren wollte, stürzte er durchs Kirchendach, blieb aber nahezu unverletzt im Gebälk hängen.
Bescheidene Anfänge
Im Juni 1937 wurde die Kapelle dem Heiligen Antonius von Padua geweiht. Aufgrund der fehlenden Mittel fiel das Inventar der Kirche sehr schlicht aus. Viele Ausstattungsgegenstände wie die Orgel oder auch die gemalten Kreuzwegstationen kamen erst später als Stiftungen hinzu. Selbst das grosse Kreuz über dem Altar war zunächst eine Leihgabe. Als besonderes Schmuckstück erhielt die Kapelle im Jahr 1961 über dem Eingang ein Wandgemälde, welches aus dem Leben von Bruder Klaus erzählt. (acm)
Spiritueller Impuls: Die sieben Merkmale der Kapelle Islisberg
Die Kapelle steht mitten im Dorf.
Sie ist Teil des Dorfbildes wie Gemeindehaus und Schulanlage.
Die Kapelle lebt.
Es sind die guten Geister des Kapellenvereins, die besorgt sind für Unterhalt und «Betrieb».
Die Kapelle ist ein liturgischer Ort.
Regelmässig treffen sich die Menschen zum Gottesdienst und Gebet.
Die Kapelle hat offene Türen.
Sie lädt ein zum stillen Verweilen und zum Anzünden einer Kerze.
Die Kapelle verkündet.
Sie steht für die christlichen Werte, die durch das Evangelium in unser Leben und in unsere Welt hinaus strahlen.
Die Kapelle begleitet durch den Tag.
Die Glocken läuten zu den verschiedenen Gebetszeiten, morgens, mittags und abends.
Die Kapelle erinnert.
Sie steht dafür, dass unser Leben eingebettet ist in ein grösseres Gefüge, von Gott begleitet und getragen.
Standort
Islisberg, Hausmattstrasse
Mit S-Bahn und Bus via Zürich, Bonstetten in Richtung Islisberg Dorf (Endstation) oder alternativ via Birmensdorf bis Arni (es folgen 800m Fussweg bergan). Achtung: kein regelmässiger Fahrplan. Mit Privatauto am besten via Filderen (Autobahnkreuz Zürich-West).
Öffnungszeiten
Die Kapelle ist im Sommer von 9 bis 21 Uhr und im Winter von 9 bis 17 Uhr geöffnet.
Katholische Sonntagsgottesdienste finden jeden zweiten Sonntag sowie alternierend jeden zweiten Donnerstag statt.
Kontakt
Sakristanin Anna Stutz-Stutz, Tel. 056 634 14 33