Laurentiuskapelle, Böbikon
Standort: Böbikon
Streit um Unterhalt
Seit 1243 zeigte sich die Propstei Wislikofen verantwortlich für das Kirchlein in Böbikon. Vernachlässigte „Wislikofen“ seine Bau- und Unterhaltspflichten, kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den Böbikern und dem Propst. Auch 1718, als die Gemeinde auf eine Vergrösserung der 1565 neu erbauten Kapelle drängte und der Propst lediglich beim Eingang zum Kirchlein ein hölzernes Vorzeichen (Vordach) erstellen liess. Dreissig Jahre später krachte der Dachstuhl zusammen und brachte drei Personen in Lebensgefahr. Nun veranlasste die Propstei endlich die Erneuerung der Kapelle. Sie wurde zum grössten Teil abgerissen und durch ein gut drei Meter längeres Gebäude ersetzt.
Eine „verödete Halle“
1812 gelangte das Gotteshaus in den Besitz des Staates. Der Kanton übernahm eine erneut baufällig gewordene Kapellenanlage. Bedrohlich wankte der morsche Dachreiter beim Läuten und die den Friedhof und die Kapelle umfassende Mauer war zu einem Drittel zerfallen. Trotz der 1813 erfolgten Sanierung glich das Innere der Kapelle 1836 eher „einer alten verödeten Halle als einem Tempel“. Anlässlich der Sanierung bat der Gemeinderat den Kanton, allerdings vergebens, um den Einbau einer Empore. Die Bitte war angesichts der stetig steigenden Einwohnerzahl verständlich: Seit 1803 hatte die Bevölkerung Böbikons um rund 45 Prozent zugenommen. 1910 übergab der Aargau das Kirchlein der Gemeinde. Die „Staatskapelle“ wurde zur „Gemeindekapelle“.
Laurentius mit dem Rost
1978 erhielt die Kapelle einen modernen Tabernakel. Aus dem Kunsthandel zugekauft wurde damals eine eindrückliche Darstellung der Vierzehn Nothelfer. Bald drängte sich wieder eine umfassende Renovation auf. Für diese bewilligte 2007 die Gemeindeversammlung 360‘000 Franken. Eine happige Summe für die weniger als 190 Einwohner zählende Gemeinde. Erfreulicherweise flossen dem Projekt grosszügige Subventionen und Spenden zu. Ein im Estrich des Gemeindehauses gefundenes Gemälde, das aus der Kapelle stammte, konnte renoviert und im Chor aufgehängt werden. Es zeigt Christus zwischen dem Bauernheiligen Antonius und Kapellenpatron Laurentius mit Rost, auf dem er laut Legende gemartert wurde. Verzichtet hat man bei der Sanierung auf den Einbau eines elektrischen Antriebs für das Marien- und das Laurentius-Glöcklein. In Böbikon ist man zuversichtlich, auch künftig Personen zu finden, die täglich das 11-Uhr- und das Abendläuten übernehmen. (lh)
Spiritueller Impuls
Der Diakon Laurentius ist einer der berühmtesten römischen Märtyrer. Er erlitt das Martyrium unter Kaiser Valerian, wahrscheinlich am 10. August 258. Die Basilika über seinem Grab an der Via Tiburtina (Straße nach Tivoli) ist eine der sieben Hauptkirchen von Rom. Laurentius ist der Patron der Armen, weil er als Diakon für die Armen zu sorgen hatte, die er als den wahren Schatz der Kirche ansah; Patron der Bibliothekare, weil er die Kirchenbücher zu verwalten hatte; Patron der Feuerwehrleute, der Köche und ähnlicher Berufe, die mit dem Feuer zu tun haben, weil er auf einem glühenden Rost gebraten wurde.
Der heilige Laurentius hat im Dienst der Kirche sein Leben für die Armen hingegeben. Darum wurde er aufgenommen in die Freude seines Herrn.
Barmherziger Gott,
die glühende Liebe zu dir
hat dem heiligen Diakon Laurentius die Kraft gegeben,
dir und den Armen treu zu dienen
und furchtlos für dich zu sterben.
Hilf uns, dich zu lieben, wie er dich geliebt hat,
und den Armen zu dienen, wie er ihnen gedient hat.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Kurt Adler-Sacher
Standort
Kapellenweg
Böbikon ist mit der Postautolinie 358 von Bad Zurzach aus er- reichbar. Die Kapelle steht gut sichtbar unweit der Haltestelle Dorfplatz.
Öffnungszeiten
Die Kapelle ist von 11 Uhr bis 18 Uhr (Sommer bis 20 Uhr) geöffnet.
Kontakt
Gemeindeverwaltung Böbikon, Alte Dorfstrasse 1, 5332 Rekingen
Tel. 056 265 00 30
gemeindebuero@verwaltung2000.ch