Aargauer Kapellen

Lourdeskapelle Oberbrand, Beinwil im Freiamt

Standort: Beinwil i.Fr.

Unter keinem guten Stern

Eine Hexe lächelt spöttisch auf ihrem Bänklein vor der Kapelle. Der Anblick, auch wenn es sich nur um eine Keramikfigur handelt, stimmt nachdenklich. Es erscheint wie das Menetekel zu einer traurigen Geschichte, über die sich der Mantel des Vergessens gehüllt hat.
 

Schutzbedürftige am Rande des Waldes

Um 1790 errichteten die Eigentümer des Brandhofes auf ihrem Gut eine kleine Kapelle. In dieser standen bis um 1900 Figuren der vierzehn Nothelfer. Am Rand der Lindenbergwälder, die bei stürmischen Wettern und Nebel allerhand Anlass zur Furcht gaben, wird man sich oft um Gottes Schutz bemüht und besagte Helfer um Fürbitte angerufen haben. Jedenfalls kennen die Leute aus der Region noch heute schaurige Geschichten wie beispielsweise jene vom «Wyssenbacher», einem Frauenmörder, dessen Geist auf dem Lindenberg umgehen soll.
 

Der Wyssenbacher

Ein reicher, an Aussatz erkrankter Mann, soll sich ehedem in die Wälder am Lindenberg zurückgezogen haben. Dort erschien ihm der Sage nach der Teufel. Dieser riet dem Mann, dass er gesund werde, wenn er im Blut von zwölf Jungfrauen bade. Die Mordserie nahm ihren Lauf. Doch als der Täter sich anschickte, sein zwölftes Opfer zu meucheln, wurde er gestellt und getötet. Man sagt der «Wyssenbacher» (benannt nach dem Aufenthaltsort des Mörders) jage bei schlechtem Wetter noch immer auf dem Lindenberg im Wald herum.
 

Strafe Gottes

Um 1900 soll der damalige Besitzer des Hofes die Nothelfer-Figuren verscherbelt und kurz darauf Konkurs angemeldet haben. Die Pleite sei die Strafe gewesen für den Verkauf des Kapelleninventars, munkelten die Leute. Das Pech hing auch künftigen Eigentümern nach. Unlängst musste ein Besitzer den Hof gegen seinen Willen abtreten, es kam zum Streit. Über die Gründe gibt es unterschiedliche Mutmassungen. Mittlerweile sind auch die Ölbilder aus dem 18. Jahrhundert, die einstmals in der Kapelle zu sehen waren, verschwunden. Wohin weiss niemand. Heute ist das Innere der Kapelle als Lourdes-Grotte ausgestaltet. Die Ausstattung hat keinerlei kunsthistorischen Wert und verwittert bereits. (acm)
 

Spiritueller Impuls: Neubeginn...

und siehe:
Eines Tages sind es viele,
die das Eine suchen,
eilen sie herbei von Ost und West;
aus Küchen und Kanzleien
kommen sie aus Gärten 
und aus Scheunen,
Schulen und Spitälern -
strömen sie von Berg und Tal,
und plötzlich sind sie da...
... mit leeren Händen
setzen sie sich an den Rand der Zeit
und werden arm und reich zugleich
und wissen nicht und wissen doch -
Verwoben mit dem grossen Ganzen,
eingebettet in den Raum, der keiner ist.
Warum? Woher?
Kein Wort, nur Schweigen.
Alles ist gesagt.
(Vreni Merz)

Claudia Nothelfer

Standort

Hof Oberbrand, Beinwil

ÖV: Von Muri aus mit dem Bus (Richtung Brunnwil) bis Haltestelle Beinwil Post.  Von dort aus zu Fuss weiter (ca. 20 Minuten bergauf). Dem Weg in Richtung Tschöpplihof/Unterbrand folgen bis zum obersten Hof am Waldrand. Dort ist Kapelle. 

Individualverkehr: Von Muri aus in Richtung Sins/Luzern. Bei Kreisel auf Höhe Benzenschwil den braunen Wegweisern in Richtung Wallfahrtskirche Beinwil folgen (rechts abbiegen). Von Beinwil aus zunächst in Richtung Wiggwil, bei Ortsausfahrt Beinwil rechts bergan  abbiegen (in Richtung Brand). Der Strasse bis zum obersten Hof folgen, dort befindet sich die Kapelle. Wenige Parkplätze vorhanden, deshalb von Beinwil Kirche aus laufen.
 

Öffnungszeiten

Tagsüber uneingeschränkt zugänglich via Pfarrkirche. Auskunft: Kath. Pfarramt St. Burkard Beinwil, Tel 056 668 11 23.