

Wendelinskapelle, Sins (Fenkrieden)
Standort: Sins
Schmuckstück mit Kirchturm
Mit ihrem an die Südflanke angebauten Turm besitzt die Fenkrieder Kapelle eine auffallende Besonderheit, die im Aargau seinesgleichen sucht. Das Bethaus gilt daher auch eher als kleine Kirche, wie die Ortsansässigen gerne und mit Stolz betonen. Selbst Details wurden berücksichtigt, so beispielsweise der Klang des Turmgeläuts. Eine Glocke, deren Ton nicht recht passen wollte, wurde ersetzt. Die ausgemusterte Glocke nahm ein in Fenkrieden gebürtiger Kapuzinerpater nach Tansania in Afrika.
Alte Plastik wieder aufgetaucht
Der Bau geht auf das Kloster Engelberg zurück, das als Kirchen- und Zehntherrin in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts den Bau einer stattlichen Kapelle im Dorf verfügte. Dies im Zeichen der Gegenreformation, der den Betstätten überall im Freiamt zu neuer Blüte verhalf. Das Bauwerk ersetzte ein älteres, kleines Bethaus. Aus diesem soll die kleine Wendelinsstatue stammen, die während Jahrhunderten auf dem Dachstock des Neubaus verborgen lag, bevor sie im 20. Jahrhundert an der linken Seitenwand im Chor wieder einen Platz erhielt.
Erweiterung im 19. Jahrhundert
Im Jahre 1684 wurde besagter Neubau, damals noch mit Dachreiter, dem Heiligen Wendelin, der Heiligen Maria sowie den Heiligen Sebastian und Nikolaus geweiht. Ein Freudentag für die Fenkrieder, die fortan nicht mehr den mühselig weiten Kirchweg nach Sins auf sich nehmen mussten. Die Kapelle erfreute sich derart grosser Beliebtheit, dass die Fenkrieder alsbald mit einer Vergrösserung liebäugelten. Diese konnte jedoch erst im 19. Jahrhundert realisiert werden, quasi in den letzten Jahren der Engelberger Herrschaft. Unter dem Boswiler Baumeister Johann Keusch wurde die Kapelle 1844 umgebaut. Es entstand besagter Turm mit geschwungenem, geschindeltem Dach an der Südflanke, der noch heute der Kapelle ihren besonderen Charakter verleiht. Dass das Bauvorhaben realisiert wurde, lässt auf eine grosse Wertschätzung der Kapelle im Dorf und darüber hinaus schliessen. Besonders die Bauern halten noch heute die Verehrung des Heiligen Wendelins in Ehren, gilt er doch als Schutzpatron der Landwirtschaft.
Drei Altäre
Im Inneren der Kapelle trennt ein breit gefasster Bogen den Chor vom Schiff. Im aus Stuckmarmor geschaffenen Hochaltar aus dem 17. Jahrhundert füllt der heilige Wendelin die Hauptnische. Flankiert wird er von den zwei Apostelfürsten Petrus und Paulus. Das Bild im Oberblatt zeigt Gottvater, die Seitenaltäre ein Rosenkranzbild sowie die Auferstehung Jesu (im Oberblatt die Heilige Agathe und der Heilige Nikolaus). Der Hauptaltar gilt als Werk des in der Region weitherum bekannten Bildhausers Johann Baptist Wickart, die Seitenaltäre, gefertigt 1650, werden Melchior Paul von Deschwanden zugschrieben. Im Jahre 1964 wurde die Fenkrieder Kapelle unter Denkmalschutz gestellt. Mit dem Ziel, möglichst den ursprünglichen Zustand aus dem 19. Jahrhundert wiederherzustellen, wurden Empore und Deckenbilder entfernt, wodurch der Raum an Helligkeit und Frische gewann. (acm)
Der Heilige Wendelin
Der Kult um den bekannten Bauernheiligen hat seine Wiege im deutschen Saargebiet. Aus königlichem Geschlecht stammend, soll sich Wendelin für ein Leben als Wandermönch entschieden haben. Sein Weg führte ihn ins Saarland, wo er sich für einen Edelmann als Viehhirte verdingte. Wendelins Demut und Frömmigkeit, auch im Umgang mit den Tieren, beschämten den Adligen derart, dass er Wendelin eine Zelle stiftete. Nach seinem Tod begruben ihn die Mönche, fanden jedoch Wendelins Leichnam am darauffolgenden Tage neben dem Grab. Man liess daraufhin die Tiere nach dem rechten Platz für die letzte Ruhe suchen. Die Ikonografie stellt Wendelin als Hirten mit Schaf oder Schwein dar. Seine Nähe zum Vieh dürfte ihm seinen Rang als Bauernpatron eingetragen haben.
Spiritueller Impuls: Verbunden sein mit der Schöpfung
Der Heilige Wendelin gehört der Legende zufolge zur Tradition der Schöpfungsspiritualität. Neben dem bewussten Entscheid zum Leben in Armut berichtet sie wiederholt von seinem besonderes Geschick und achtsamen Umgang mit Tieren und Pflanzen.
Nehmen Sie sie sich doch einen Moment Zeit, diese Verbundenheit bewusst wahrzunehmen. Der Atem verbindet nicht nur die Menschen, wir teilen ihn auch mit Tieren und Pflanzen und im biblischen Schöpfungsbericht lesen wir, dass er uns vom göttlichen Geheimnis eingehaucht wurde. Atmend verbinden wir uns immer wieder neu mit der Schöpferkraft:
- Spüren Sie Ihren Atem, Ihre Atembewegung
- Atmen Sie bewusst durch die Nase
- Nehmen Sie wahr, wie der Atem ein- und ausströmt
- Vielleicht können Sie spüren, dass der Einatem ein wenig kühler ist
- Nun begleiten Sie in Gedanken den Atem ganz still mit den Worten: Du zu mir, ich zu dir
- Beim Einatmen: «Du zu mir»
- beim Ausatmen: «Ich zu Dir»....
Susanne Andrea Birke
Standort
Kapelle St. Wendelin, Kreuzstr., Fenkrieden (Sins)
ÖV: Via Bremgarten-Wohlen oder Lenzburg mit der S-Bahn in Richtung Rotkreuz bis Sins. Von dort mit dem Bus (Richtung Fenkrieden) bis Haltestelle «Fenkrieden Linde». Die Kapelle ist in Sichtweite.
Individualverkehr: Via Lenzburg oder Dietikon-Bremgarten-Wohlen in Richtung Sins. Der Aettenschwilerstrasse entlang in Richtung Fenkrieden. Ausgeschilderter Weg, die Kapelle mit Parkmöglichkeit ab Dorfeingang sichtbar.
Öffnungszeiten
Tagsüber uneingeschränkt zugänglich.
Kontakt/Reservationen
Pfarramt Sins
Tel. 041 787 11 41
sekretariat@pastoralraum-oberesfreiamt.ch
www.pastoralraum-oberesfreiamt.ch