Kapellen
Agathakapelle, Fisibach
Hinrichtung vor Weihnachten
Bereits im Mittelalter stand in Fisibach ein Kirchlein. Das heutige Gotteshaus ist jünger, wohl aus dem 17. Jh. Wer es betritt, überschreitet eine vor der Tür im Boden eingelassene Steinplatte. Es ist die Grabplatte von Johann Zimmermann, der drei Tage vor Heiligabend 1799 von französischen Besatzungstruppen exekutiert wurde. Auch St. Agatha, die Kapellenpatronin, fand einst den Tod durch Hinrichtung.
Bei der Renovation von 1962 kamen im Chor Wandmalereien aus dem 17. Jh. zum Vorschein. Sie zeigen die hl. Christophorus, Josef, Franziskus und Sebastian. Malereien schmückten früher auch die Wände des Schiffs. Heute ist davon lediglich ein freigelegtes Ornament sichtbar.
Sieben Gaben des Heiligen Geistes
Sind an den Chorwänden nur männliche Vertreter aus dem Kreis der Heiligen dargestellt, so dominieren am Altar und neben dem Eingang zum Chor die weiblichen. Der Giebel des Altars von 1795 beherbergt eine hübsche Darstellung der Krönung Marias durch die Hl. Dreifaltigkeit. Bemerkenswertes Detail: Die von der Taube (Symbol des Hl. Geistes) ausgehenden sieben goldenen Strahlen versinnbildlichen wohl die Gaben des Hl. Geistes: Verstand, Weisheit, Stärke, Rat, Wissenschaft, Frömmigkeit und Gottesfurcht. Das 1689 gemalte Altarbild zeigt die Muttergottes zwischen den hl. Margareta mit dem Drachen und Agatha, ihre beim Martyrium abgeschnittenen Brüste in einer Schale zeigend. Zusammen mit der hl. Verena flankiert die Kapellenpatronin als barocke Statue den Chorbogen. Geschaffen wurden die Figuren in der Werkstatt des Kaiserstuhlers Johann Friedrich Buol (1636–1700), einer der damals führenden Bildhauer am Hochrhein.
Kultureller Mittelpunkt
Das Kirchlein litt in der Vergangenheit sehr unter aufsteigender Feuchtigkeit. Als sich erneut eine Renovation aufdrängte, übergaben die Ortsbürger die Kapelle 1992 der Einwohnergemeinde, zusammen mit der Hälfte der jährlichen Einkünfte aus dem Lehmabbau der örtlichen Ziegelei. Für die weniger als 400 Einwohner zählende Gemeinde bedeutete die Sanierung der Kapelle ein happiger finanzieller Brocken. Doch mit grossem Engagement brachten die Fisibacher, denen der Erhalt des sakralen Kleinods wichtig war, das Geld zusammen. Ein nach dem Abschluss der Renovation 1999 gegründeter Kapellenverein bemüht sich um den „Betrieb“ und den Unterhalt der Kapelle und organisiert Anlässe im Kirchlein als auch im Dorf. Die Agathakapelle steht allen Konfessionen offen und steht sogar auf einer Liste der Trauungslokale des Regionalen Zivilstandsamtes Bad Zurzach. (lh)