Kapellen
Annakapelle, Lengnau (Ortsteil Husen)
Geheimnisvolles Licht
Heini Burger aus Husen war ein in der Region bekannter Baumeister. Unter seiner Leitung entstanden die Propstei des Chorherrenstifts Zurzach und der Rote Turm in Baden. Beide Bauten gelangen zu seiner Freude so gut, dass er zum Dank eine Kapelle stiften wollte. Noch fehlte ein geeigneter Standort. Da begegnete Burger mehrmals ein geheimnisvolles Licht, das ihm auf dem Heimweg von der Arbeit vorausschwebte, ohne dass er es je erreichen konnte. Immer an derselben Stelle erlosch das Licht. Dort errichtete Heini Burger zu Ehren der hl. Anna eine Kapelle.
So lautet die sagenhafte Entstehungsgeschichte des kleinen Gotteshauses mitten in Husen. Die Jahreszahl 1704 am Gebäude verrät uns das Alter der Kapelle. Ihre Ausstattung ist bescheiden. Nicht fehlen darf eine figürliche Darstellung der Kapellenpatronin: In der Wandnische über dem Altar steht St. Anna mit Maria auf dem Arm.
Das Annafest
Husen ist einer der vier alten Weiler im Lengnauer Gemeindebann. Etwa drei Dutzend Menschen leben hier, mehr als es in der Kapelle Stühle gibt. Einst den Einwohnern von Husen gehörend, ging das damals sanierungsbedürftige Gotteshaus 1972 an die Kirchgemeinde Lengnau-Freienwil über.
Betreut wird das Kirchlein von zwei Sigristinnen, die sich in ihrem Amt abwechseln. Früher machte man die „Kehr“, das bedeutete, dass jede im Weiler wohnende Familie im Turnus das Sigristenamt ein Jahr lang ausübte. Zu den Pflichten der Sigristen gehörte auch das Läuten zu den Betzeiten. Heute lässt ein Automat das Glöcklein dreimal am Tag erklingen.
Noch immer gilt in Husen der Tag der hl. Anna (26. Juli) als Feiertag, der mit einem Abendgottesdienst vor der Kapelle begangen wird. Das anschliessende „weltliche“ Fest dauert manchmal weit in die Nacht hinein. Zum gemütlichen Annafest treffen sich oft über 100 Menschen auf dem „Dorfplatz“. In der Kapelle werden im Laufe des Jahres noch zwei Werktagsgottesdienste abgehalten, der eine im Mai, der andere im Oktober, also vor und nach der Erntezeit, was im landwirtschaftlich geprägten Weiler Sinn macht. (lh)