Kapellen
Antoniuskapelle (Beinhauskapelle), Dietwil
Hochtrabende Pläne
Im ausgehenden 18. Jahrhundert hatte die Dietwiler der Ehrgeiz gepackt. Genau genommen war es der damalige Pfarrer Josef Kopp, dem die Gotteshäuser im südlichst gelegenen Dorfe des Aargau nicht prunkvoll genug sein konnten. 1652 erbaut, wurde unter dem ambitionierten Geistlichen bereits 1779 eine vollständig neue Pfarrkirche errichtet.
Neubau bereits nach zehn Jahren
Für seine Grossprojekte weibelte Pfarrer Kopp in der ganzen Schweiz emsig um Gelder. Zudem gelang es ihm, die meisten Leute in der Pfarrei für seine ambitiösen Pläne zu gewinnen. Die Dietwiler leisteten nicht nur unentgeltlich Frondienste, sondern kamen auch den wiederholt lancierten Spendenaufrufen gehorsam nach. So gab es nicht nur eine neue Pfarrkirche, auch die 1770, anstelle der alten Beinhauskapelle erbauten Antonius-Kapelle, wurde 1780 abgerissen und erneuert. Schliesslich sollte sie dem neuen Stil der Pfarrkirche angepasst und in gleichem Sinne Ausstrahlung besitzen. Aus den Akten geht jedoch hervor, dass nicht alle Gefallen an den hochtrabenden Projekten des eigenwilligen Pfarrers fanden. Dieser musste sich schliesslich in einem Prozess verantworten.
Nähe zur Innerschweiz
Das gegen Ende des 18. Jahrhunderts geschaffene Ensemble aus Pfarrkirche und Kapelle hat sich in Dietwil bis heute erhalten. Ein stattliches Denkmal spätbarocker Zeit mit Einflüssen aus dem Klassizismus nach dem damals bewährten Innerschweizer Kirchenbauschema. Letztlich auch ein Zeugnis dafür, wie stark sich das südliche Freiamt an Luzern und Zug orientierte. Noch heute ist die Bindung zur Innerschweiz stärker als zum Mittelland.
Rückkehr zum ursprünglichen Verwendungszweck
Unmittelbar neben der Pfarrkirche, leicht nördlich vorgelagert, befindet sich die Kapelle mit rund abschliessender Apsis. Auf dem Satteldach thront ein mächtiger Dachreiter mit Zwiebelhaube. Nachdem bereits der Vorgängerbau aus dem 17. Jahrhundert explizit als Beinhauskapelle geweiht worden war, fungiert die dem Heiligen Antonus von Padua geweihte Kapelle heute wieder als Aufbahrungsraum. Der darin untergebrachte, mächtige Katafalk mit Kühlsystem erdrückt jedoch überaus unvorteilhaft das in der Apsis befindliche holzmarmorierte Altärchen. Das Hauptblatt des Altars zeigt den Kapellenpatron mit dem Jesuskind. Die zu beiden Seiten ausgestellten Lindenholzfiguren der Heiligen Silvester und Rochus stammen wohl noch aus der alten Beinhauskapelle. (acm)