Kapellen
Eligiuskapelle, Sins (Meienberg)
Belohnung nach langer Leidenszeit
Das Vortragskreuz in der Kapelle mahnt an die jährlich stattfindenden Fronleichnamsprozessionen, das Bild vom Martyrium des Heiligen Erasmus sowie verschiedene Votivbilder lassen erahnen, dass Mühsal, Gewalt und Leid den ländlichen Alltag im oberen Freiamt prägten. Besonders im Weiler Meienberg finden wir dahingehend zahlreiche Zeugnisse. Die Überreste einer Stadtmauer und eines Grabens erinnern daran, wie Meienberg während des Sempacherkrieges im 13. Jahrhundert als befestigtes Habsburgerstädtchen von den Eidgenossen zerstört wurde und seither ein kümmerliches Dasein fristete. Die Sage vom «Amtsmuni» erzählt, wie die umliegenden Gemeinden dem Weiderecht für das Meienberger Vieh auf ihrem Gebiet ein Ende setzten, indem sie dieses kurzerhand abschlachteten. Die Sage berichtet weiter, dass die Übeltäter zwar jäh das Schicksal ereilte, jedoch hernach in den umliegenden Wäldern von Meienberg als Geisterzug, ein Mordlied grölend, ihr Unwesen trieben.
Wunsch nach eigener Kirche
Angesichts dererlei Umstände lässt sich nur zu gut verstehen, dass die Menschen ihren Trost im Glauben suchten und schon früh darauf erpicht waren, in unmittelbarer Nähe ihrer Wohnstätten eine Kirche zu besitzen. Dieser Wunsch erfüllte sich jedoch erst 1553, als im Zuge der Gegenreformation das obere Freiamt von seinen mittlerweile eidgenössischen Herren belohnt wurde. Immerhin hatte es in den Wirren der Reformation treu zum alten Glauben gestanden. Wie jenes erste Bethaus in Meienberg ausgesehen hat, vermag heute niemand mehr zu sagen, zu viele Änderungen im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts haben die Erscheinung des Kirchleins verändert.
Wundersamer Pferdefuss
Heute präsentiert sich die kleine Kapelle nördlich des Weilers mit hoch zugespitztem, offenem Dachreiter. Im Inneren kommt sie klassizistisch daher, zeigt jedoch viele Berührungspunkte zu einer volkstümlichen Religiosität (Wunderglaube und Heiligenverehrung, Votivgaben). Dass das Kirchlein seit Gedenken dem Heiligen Eligius geweiht ist, verweist darauf, dass Meienberg als befestigter Stützpunkt ein Ort mit Reitern und Pferden war. Ein barockes Ölbild zeigt den Schirmherrn der Pferde, Schmiede und Kutscher dabei, wie er einem Pferd ein Stück vom rechten Bein entfernt hat, um es leichter bearbeiten zu können. Der abgeschnittene Pferdefuss findet sich auch bei der Statue des Heiligen Eligius (um 1670), die, gemeinsam mit einer Darstellung des Heiligen Erasmus (um 1750) den Altar flankiert.
Deckengemälde übermalt
1978 wurde die Kapelle auf Anregung des Ortspfarrers vom Gerechtigkeitsverein zuletzt renoviert. Nur dank viel Fronarbeit konnte das Unterfangen realisiert werden. Allerdings wurde bei diesen Arbeiten ein Deckengemälde aus dem Jahre 1920 übertüncht, das den Bauernheiligen Wendelin zeigt. (acm)
Meienberg
Bis ins Jahr 1942 gab die einstige Stadt Meienberg der politischen Gemeinde Sins den Namen. Diese umfasst mehrere Weiler und ist flächenmässig die zweitgrösste Gemeinde des Aargaus. Ungesicherte Quellen überliefern für den Weiler Meienberg bereits für das 11. Jahrhundert den Bau einer befestigten Burg durch Radbot von Habsburg, den Gründer des Klosters Muri. Bis im Verlaufe des 13. Jahrhundert entwickelte sich die befestigte Anlage zu einer kleinen Stadt, wurde Verwaltungs- und Hochgerichtsbezirk. Nach der Zerstörung im Sempacherkrieg durch die Eidgenossen sank das Städtchen zu einem Weiler herab, das bis in die heutige Zeit lediglich ein Dutzend Gehöfte und knapp hundert Einwohner aufweist. Als die Eidgenossen im 16. Jahrhundert nach Norden in Richtung Baden vorstiessen, fassten sie die Gebiete um Meienberg, Richensee, Villmergen und Muri in einer gemeinen Herrschaft als «Freie Ämter» zusammen. Mit der Gründung des Aargau 1798 wurde das Amt Meienberg zusammen mit den anderen Freiämter Gebieten dem neuen Kanton zugeschlagen.