Kapellen
Fridolinskapelle, Lengnau (Ortsteil Vogelsang)
Kapellenbau mit Hindernissen
In der Mitte des Weilers Vogelsang, in den mehrere Strassen und Wege einmünden, steht ein hübsches Kirchlein. Seine Geschichte beginnt 1770, als die Vogelsanger mit der Errichtung der Kapelle begannen. Vorgängig hatten der Bischof von Konstanz und der eidgenössische Landvogt in Baden die Bauerlaubnis erteilt. Johannes Jezer, ein ehemaliger Erzgräber, der die nahen Bohnerzvorkommen ausgebeutet hatte, erklärte sich zur Übernahme der Kosten für Kalk, Ziegel, Latten, Bretter, Fenster und die Handwerker bereit, die restlichen Auslagen wollte die Dorfgemeinschaft bezahlen. Das Projekt stand unter keinem guten Stern. Das Deutschordenshaus Beuggen bei Rheinfelden, Patronatsherr der Pfarrei Lengnau, der auch Vogelsang unterstand, drohte mit der Einstellung des Baus, sollten die Vogelsanger nicht schriftlich auf das Lesen von Messen in der Kapelle verzichten. Schliesslich verbot das Bistum das Messelesen im neuen Gotteshaus. Die Vogelsanger liessen sich nicht beirren, bauten ihre Kapelle fertig und errichteten darin einen Altar zu Ehren der hl. Fridolin und Johannes Nepomuk. Die Weihe des Kirchleins erfolgte allerdings erst Jahre später.
Streitbare Vogelsanger
Als 1793 in der Gegend die Maul- und Klauenseuche ausbrach, gelobte die Pfarrei Lengnau zur Abwehr der Seuche, künftig den 6. März, den Fridolinstag, als Feiertag zu begehen. Die Vogelsanger, aus verschiedenen Gründen mit Lengnau und dem Pfarrer im Streit, verweigerten das Gelübde. Nach einigem Hin und Her versprach der Pfarrer das Lesen von jährlich fünf Messen in der Fridolinskapelle, andererseits verpflichteten sich die Vogelsanger zur Beilegung der Zwistigkeiten. 1794 genehmigt der Deutsche Orden das Lesen von Messen in der Kapelle, sofern ihm als Patronats- und Zehntherr von Lengnau keine finanziellen Nachteile entstehen. Am 15. Juli 1797 weihte der Konstanzer Bischof das Gotteshaus.
„Fridlistag“
In Vogelsang gilt der 6. März als Feiertag. Nach dem morgendlichen Patroziniumsgottesdienst öffnet im Schulhaus eine Festwirtschaft. Zu Ehren des Kapellenpatrons findet am Nachmittag eine Betstunde statt. Fridolin blickt vom Bild über dem Altar zu den Gläubigen. Der Abt schwebt auf Wolken über dem Weiler Vogelsang, im Vordergrund weidende Tiere. Der Bauernheilige als Beschützer des Dörfchens und des Viehs, gemalt 1932 vom bekannten Kirchenmaler Josef Heimgartner. Aus seiner Hand stammen auch die beiden anderen Wandbilder mit Darstellungen der hl. Niklaus von Flüe und Josef mit dem kleinen Jesus. (lh)