Kapellen
Josefskapelle, Friedlisberg bei Rudolfstetten
Einst Jakob, heute Josef
Einer Legende nach ruht in Santiago de Compostela der Leichnam von Jakobus, einem der zwölf Jünger Jesu. Durch ganz Europa führen Pilgerwege in die Hauptstadt der autonomen Gemeinschaft Galiciens. Eine der Routen zum Grab des Apostels nimmt ihren Weg über Friedlisberg bei Rudolfstetten. 1370 wird dort erstmals eine dem Sankt Jakobus geweihte Kapelle urkundlich erwähnt.
Kapellenverein ergreift Initiative
Heute ist die Kapelle ihrer Lage und ihrer Architektur wegen vor allem für Hochzeiten beliebt. Im Jahr 1933 konstituierte sich ein Kapellenverein, der es sich zur Aufgabe machte, die 1868 einem Brand zum Opfer gefallene Kapelle wieder aufzubauen. Noch heute engagiert sich der Verein für den Erhalt der Kapelle, die nach ihrem Wiederaufbau im Jahr 1934 dem Heiligen Josef geweiht wurde. Für den Neubau konnte Adolf Gaudy gewonnen werden, der als Kirchenarchitekt den Bau oder die Renovation von insgesamt sechs kirchlichen Bauten im Kanton Aargau realisierte; darunter die Nikolaus-Kirche in Brugg.
Zugeständnis an die Bauern
Der neue Schutzpatron Sankt Josef wurde wohl aus zwei Gründen gewählt. Vor allem lag der Feiertag des Heiligen Jakobus am 25. Juli inmitten der für die Bauersleute wichtigen Arbeitssaison. Nur ungern liessen sich die Landwirte nötigen, mitten im Sommer einen zusätzlichen Freitag einzuschalten. Überdies erhoffte sich der Kapellenverein vom Heiligen Josef, dem Patron der Zimmerleute, besonderen Schutz für die mit reichen Holzarbeiten ausstaffierte Kapelle. Die Angst vor einem neuerlichen Brand dürfte dahingehend den Ausschlag gegeben haben. Immerhin hatte bereits im 15. Jahrhundert ein Brand die Kapelle zerstört.
Modern ausgestaltet
Die Besuchenden empfängt beim Betreten der Kapelle eine warme Atmosphäre, bedingt durch die getäferte Holzdecke und die gewählten Farbtöne, mit denen der Chor ausgestaltet wurde. Hohe, farbige Glasfenster filtern das Licht, welche die Heiligen Elisabeth, Idda, Aloysius und Fridolin zeigen. In Anlehnung an die über dem Chorbogen angebrachte Inschrift «Kommet alle zu mir» findet sich über dem Altar ein Gemälde von Josef Heimgartner, das Christus inmitten einer Schar von Kindern zeigt. Wie die Glasfenster stammt das Bild aus dem Jahr 1934 und akzentuiert die moderne Ausgestaltung der Kapelle. (acm)