Kapellen
Kapelle Büschikon, Tägerig
Geschenk des dankbaren Heimkehrers
Wohlenschwil 1653: Die Sache steht schlecht um Ulrich Stutz von Büschikon, Untervogt und Führer der Bauern im gleichnamigen Krieg. Aus wirtschaftlicher Not haben sich die Untertanen im Freiamt und anderen Talschaften gegen die Obrigkeit erhoben und zu den Waffen gegriffen. Die schlecht ausgerüsteten Bauern, an der Zahl zwanzig Tausend, haben gegen das knapp halb so grosse Herr der Zürcher Regierung keine Chance. Am 3. Juni kommt es zur Schlacht in Wohlenschwil, Ulrich Stutz wird gefangengenommen. Eine Unaufmerksamkeit der Wachen nutzt der Adlige zur Flucht, entgeht der sicheren Folterung und Todesstrafe.
Bescheidener Andachtsort
Über zehn Jahre hält sich Ulrich Stutz im Ausland auf, erreicht schliesslich gegen eine hohe Loskaufsumme Amnestie und die Möglichkeit zur Rückkehr nach Büschikon, dem kleinen Weiler am Fusse des Rötlers zwischen Tägerig und Hägglingen. Aus Dankbarkeit stiftet er 1668 ein steinernes Wegkreuz. Dieses kommt unmittelbar neben einem kleinen Speicher zu stehen, den der Adlige in eine Kapelle umbaut. Das kleine Gebetshaus wird erstmals 1709 urkundlich erwähnt und steht noch heute an derselben Stelle. Der rechteckige Bau bietet mit seinen neun Quadratmetern nur wenigen Personen Platz und wurde nie zur Messkapelle geweiht. Die Bewohner des Weilers feierten dort Mai-Andachten und Rosenkranzgebete. Die Kapelle ist bescheiden ausgestattet. Im Inneren findet sich ein kleiner Altar mit einer grossen Gipsfigur der Gottesmutter Maria.
Beinahe Opfer des Strassenbaus
Um ein Haar wäre die kleine Kapelle 1963 abgerissen worden. Die Verbindungsstrasse zwischen Hägglingen und Tägerig sollte verbreitert werden, der Kanton bot den Büschikern fünfzehn Tausend Franken für die Kapelle. Diese verweigerten sich jedoch dem Ansinnen. Im Jahre 1996 wurde das kleine Bethaus renoviert. Verschiedene Spenden und freiwillig geleistete Arbeit sowohl von Seiten von Katholiken wie auch von Reformierten halfen, die Kosten niedrig zu halten. Noch heute läutet das kleine Glöckchen der Kapelle jeweils um elf, um vier Uhr nachmittags sowie um sieben Uhr abends abends den Büschikern die Zeit. Über Jahrzehnte hinweg besorgte dies eine Einwohnerin des Dorfes von Hand. Nach ihrem Tod wurde ein elektrisches Geläut installiert und entsprechend programmiert. (acm)