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Kapellen

Kapelle Maria Hilf, Waltenschwil

Ein Marienbild für eine Mass Wein

Übergriffe auf christliche Kulturgüter, wie sie heutzutage immer wieder beklagt werden, sind kein neues Phänomen. Kriege, insbesondere aber die Reformation sorgte dafür, dass viele Kapellen dem Erdboden gleichgemacht wurden. Zahlreiche, einzigartige Ausstattungsgegenstände wurden vom wütenden Mob verbrannt, zerhackt oder einfach in den Fluss geworfen. Zuweilen gelang es jedoch einzelnen Menschen, die sich ihre Achtung vor religiösen Relikten sowie auch vor der Kunst bewahrt hatten, einzelne Gegenstände zu retten. So geschehen in Waltenschwil, wo der Überlieferung zufolge eine Marienstatue dem Feuer entrissen werden konnte. Als 1529 in Wohlen, Villmergen, Göslikon und Niederwil alle Bilder und Altäre aus den Gotteshäusern gerissen wurden, soll ein gottesfürchtiger Waltenschwiler um den Preis einer Mass Wein «ein hölzernes Marienbild» vor der Vernichtung im Feuer gerettet haben. Dieses fand seinen Platz am Wegkreuz nach Boswil. Dort war es wohl zunächst in einem Bildstöcklein untergebracht, wie der Flurname «Helgehüsliacker» vermuten lässt. Interessant in diesem Zusammenhang: Der Ausdruck «Bild« muss ausgehend von den damaligen Verhältnissen nicht unbedingt ein zweidimensionales Abbild meinen, sondern war auch für eine dreidimensionale Plastik gebräuchlich.
 

Unter neugotischen Spitzbögen 

Im Jahre 1860 wurde auf dem «Helgehüsliacker» eine neue Kapelle nach der damals üblichen neugotischen Bauweise errichtet. Es handelt sich um einen nach Westen ausgerichteten, dreiseitig geschlossenen Bau mit Dachreiter. Die derbe Muttergottesfigur, die in der Kapelle steht, stammt gemäss Schätzungen der Denkmalpflege aus dem 16. Jahrhundert und dürfte somit tatsächlich jenes Marienabbild sein, das seinerzeit den Bildersturm überlebte.
 

Glasgemälde von den Bruderschaften

Dank eines Landabtauschs im 20. Jahrhundert konnte später auch die Umgebung der Kapelle unbebaut belassen werden. Im Inneren findet sich ein neugotischer Altar aus dem 19. Jahrhundert, auf dem das Marienbild seinen Platz gefunden hat, ebenso verschiedene, in die Fensternischen eingelassene Glasgemälde, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts von kirchlichen Vereinen und Bruderschaften gestiftet worden waren. Die Motive zeigen im Chor Jesus als Kinderfreund, den Heiligen Josef (mit Lilie und Jesuskind), im Schiff die Heilige Barbara (mit Turm und Palme), die Heilige Cäcilia (mit Orgel) und Aloysius von Gonzaga (mit Kruzifix). (acm)

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