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Kapellen

Martinskapelle, Wittnau

Sagenhafter Gewaltssprung

Nördlich von Wittnau erhebt sich der Homberg, auf dem im Mittelalter die Burg der gleichnamigen Grafen thronte. Einmal, so berichtet die Sage, belagerten Feinde das Schloss. Der Besatzung gingen die Nahrungsmittel zur Neige, Hunger drohte. Da setzte sich der Graf auf seinen Schimmel und gelobte, dort eine Kapelle zu bauen, wo er mit dem Pferd niedersetze. Dann machte der Homberger mit seinem Ross einen gewaltigen Sprung über die Burgmauer und landete tief unten unweit des Wittnauer Dorfrandes. Er sammelte die Bauern und schlug mit ihrer Hilfe die Belagerer in die Flucht. Wie versprochen, liess der Graf im „Kehr“ die Kapelle bauen.

Eine andere Geschichte bringt die Entstehung des Bethauses mit dem Basler Erdbeben von 1356 in Verbindung. Damals soll der Sohn des Grafen bei der Zerstörung der Homburg auf wundersame Weise gerettet worden sein: Nach dem Erdbeben fand man die Wiege mit dem unversehrten Kind weit unterhalb der Burg. Das „Chäppeli“ markiert die Fundstelle. 
 

St. Martin der Dorfheilige

Das nach einer Seite hin vollständig geöffnete „Martins-Chäppeli“ gewährt drei Heiligenfiguren Obdach: Martin, Maria und Katharina von Alexandria. Heute ersetzen Kopien die originalen Plastiken. Die Figur des hl. Martin, dessen Bekleidung eher an einen Minnesänger als an einen Offizier erinnert, dürfte aus dem Mittelalter stammen. Martin ist Patron der Wittnauer Pfarrkirche. Zudem gibt es am Homberg den Martinsbrunnen, dessen Wasser gemäss Volksmund die Leute toll machen soll. Katharina von Alexandria gehört zu den 14 Nothelfern und seit dem Mittelalter zu den am meisten verehrten Heiligen Mitteleuropas. Sie und die gekrönte Gottesmutter sind spätgotische Figuren, wohl aus dem frühen 16. Jh. stammend. Im „Chäppeli“ befand sich einst auch der Jesus-Korpus aus dem 15. Jh., der seit 1954 am Chorkreuz der Kirche hängt.
 

Statuen aus der Burgkapelle

Nicht bekannt ist das Alter der sich in privatem Besitz befindenden Kapelle, unklar ist auch die Herkunft der Figuren. Standen diese einst in der Kapelle der Homburg? Die Burgkapelle soll noch um 1500 existiert und, wie Grabungsfunde vermuten lassen, einen reichen Innenschmuck besessen haben. Wahrscheinlicher ist, dass die Heiligenfiguren zur Ausstattung der im letzten Drittel des 15. Jh. erbauten Dorfkirche gehörten. Beim Abriss des Gotteshauses 1765 kamen die Statuen in die Kapelle, da man für sie in der neuen, im damals modernen Rokoko-Stil ausgeschmückten Kirche, keine Verwendung mehr fand. Gesichert ist, dass das „Chäppeli“ 1775 bestanden hat. (lh)

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