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Kapellen

Sankt Anna Kapelle, Bünzen

Viel Rückhalt für den Dorfschandfleck 

Bis ein Geistlicher sich für den Abriss einer Kapelle stark macht, braucht es viel. Um 1790 forderte dies Pfarrer Weissenbach für die St. Anna Kapelle am Rössliplatz in Bünzen. Die Wegkapelle, zur damaligen Zeit völlig heruntergekommen, werde als «Abtritthäuschen» missbraucht, wetterte der Kleriker. Es werde dort nachts «allerhand lüderliches Zeug« getrieben, so der Priester. Was den Geistlichen umtrieb, war für die Bünzener jedoch nichts Neues, wie ein Blick in die Pfarrchronik zeigt. Bereits um 1749 war «das Capellelin schlecht in Ehren gehalten worden». Es ist dies die älteste schriftliche Erwähnung der kleinen Wegkapelle. Seit wann genau diese an der Abzweigung nach Waldhäusern steht, lässt sich leider nicht mehr eruieren.
 

In neuem Glanz

Pfarrer Weissenbach jedenfalls mochte um 1790 wettern und jammern, wie er wollte: Die Bünzer hielten zu ihrer kleinen Kapelle und verwehrten ihrem Pfarrer den Abriss. Trotzdem konnte der Geistliche einen Erfolg für sich verbuchen: Mit der Schindluderei um die Anna-Kapelle hatte es ein Ende, das Bildhäuschen wurde renoviert. Schon kurz nach der Jahrhundertwende erstrahlte es in neuem Glanz. Eine eiserne Tür versperrte fortan den Zugang ins Innere.
 

Später Neuzugang

Noch heute ist die Wegkapelle in ihrer neubyzantinischen Form erhalten, die sie Beginn des 19. Jahrhunderts erhielt. Holzsäulen auf Würfelkapitellen tragen einen kunstvoll geschnitzten Vielpassbogen. Über diesem erhebt sich das Satteldach, auf dessen Spitze ein Kreuz thront. Im Inneren findet sich ein aufwendig gestalteter, marmorierter Altar. Dieser wurde im 18. Jahrhundert angeschafft, wie die Pfarrchronik belegt. Auf dem Altar steht heute das Figurenpaar Anna-Maria. Als «die zum Altärchen zugehörige Figur» war jene Plastik jedoch erst 1988, im Zuge der letzten Renovation, vom damaligen Präses in die Kapelle gebracht worden. 
 

Ein unbedachter Deal

Einstmals soll in der Kapelle ein Figuren-Trio aus dem 15. Jahrhundert gestanden haben: Anna «selbdritt», bestehend aus Anna, deren Tochter Maria und dem Jesuskind. Die gotische Figurengruppe aus gebranntem Ton wird ebenfalls 1749 in der Pfarrchronik erwähnt. Sie soll bis 1734 in der alten Bünzener Pfarrkirche gestanden haben. Im Jahre 1921 verkaufte der damalige Pfarrer von Bünzen die wertvolle Terrakottafigur eigenmächtig an das Schweizerische Landesmuseum. Ein Deal, mit dem es sich der Priester mit seiner Gemeinde zünftig verscherzte. Versuche seitens der Kirchgemeinde, die Plastik zurückzukaufen, scheiterten bis anhin. (acm)

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