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Kapellen

Schutzengelkapelle, Würenlingen

Das Kirchlein der Ziegler

Wenige hundert Meter nördlich des Dorfes Würenlingen betrieb der aus Zug stammende Johannes Speck eine Ziegelhütte. 1695 liess er zu Ehren des Schutzengels neben der Ziegelei eine Kapelle erbauen; an Allerheiligen desselben Jahres starb Speck. Das Kirchlein stand aber auch nach dem Tod seines Stifters mit der Ziegelei bzw. deren Besitzern in enger Beziehung. 

Dass der Zuger ein grosser Verehrer seines Schutzengels war, überliefert uns der damalige Zurzacher Stiftspropst. Speck lag mit seiner Patroziniums-Wahl sozusagen «im Trend», erfreuten sich doch die Schutzengel im 17. Jahrhundert einer wachsenden Verehrung. 1608 erlaubte Papst Paul V. die Feier eines Schutzengelfestes, das Klemens IX. (1667 bis 1669) dann auf den ersten Septembersonntag festlegte.
 

Dem Abbruch entkommen

1856 übernahm die Kirchgemeinde Würenlingen die baufällige Kapelle und sanierte sie. Dabei riss man den Dachreiter ab und errichtete ein gemauertes Türmchen über dem Frontgiebel – so sah das Kirchlein etwas imposanter aus. In den 1930er Jahren zeigte sich das Gebäude erneut in einem derart schlechten Zustand, dass man sogar seine Beseitigung diskutierte. Glücklicherweise blieb das Kleinod erhalten. Bei der umfassenden Restaurierung von 1969 wurde das Türmchen wieder durch einen Dachreiter ersetzt. In ihm hängt ein 1833 von Carl Rosenlächer gegossenes und vom damaligen Dorfpfarrer gestiftetes Glöcklein – das alte soll entwendet worden sein.

Als sakrale Wegbegleiterin steht die Kapelle an der alten Strasse nach Tegerfelden und Bad Zurzach, die hier zur Hochfläche des Ruckfeldes hinaufsteigt. Am Kirchlein führt zudem der Radweg nach Döttingen vorbei. An den Wochenenden besuchen manche Spaziergänger und Velofahrer die Schutzengelkapelle; dann brennen, besonders bei schönem Ausflugswetter, neben dem Altar zahlreiche Opferkerzen. Am Auffahrtstag ist die Kapelle jeweils Ziel einer Prozession der Pfarrei Würenlingen.
 

Kämpfender Erzengel

Im Innern ist die Kapelle klar unterteilt in Schiff und durch einen Triumphbogen abgegrenzter, etwas erhöhter Chor. Der Altar trägt ein schlichtes Säulenretabel aus der Bauzeit der Kapelle. Das 1969 eingesetzte Bild aus dem 18. Jahrhundert zeigt den gegen Luzifer siegreich kämpfenden Erzengel Michael. Auf seinem Schild stehen die Worte QUIS UT DEUS, wer ist wie Gott, die lateinische Übersetzung des hebräischen Namens Michael. Vielleicht befand sich das Bild ursprünglich in der dem heiligen Michael geweihten Dorfkirche. Von dort könnten auch die beiden in die Mitte des 18. Jahrhunderts datierten Figuren stammen, die den Choreingang flankieren: St. Martin und ein unbekannter Bischof. (lh)

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