Kapellen
Wegkapelle Mariahalden, Beinwil im Freiamt
Zeugnis besonderer Volksreligiosität
Aufgrund ihres Alters hat sie schon viel erlebt, die kleine Wegkapelle beim Hof Mariahalden. 1684 erbaut, wurde das Bildhäuschen im Laufe der Zeit mehrfach erneuert. So beispielsweise im 20. Jahrhundert, nachdem ein Brand auf dem benachbarten Hof ausgebrochen war. Ursprünglich südlich des Gehöftes errichtet, wurde die Kapelle nach der Feuersbrunst an die heutige Stelle versetzt.
Vielseitige Spekulationen
Genauso wie heute die Wortbedeutung von Mariahalden unklar ist, liegen auch die Ursprünge des Bildhäuschens im Dunkeln. Denkbar ist eine Referenz an den ältesten Eigentümer, das Frauenkloster Hermetschwil, welches die Heilige Maria bis heute besonders verehrt und im 11. Jahrhundert Land im Gebiet um Beinwil besessen hat. So entstand wohl der Hofname Mariahalden. Der zweite Wortteil «Halde» bedeutet im Althochdeutschen «Abhang». Im 14. Jahrhundert ist der Hof als Besitz des Klosters Kappel urkundlich verbrieft, bevor er im 16. Jahrhundert an das Kloster Muri überging. Muri dürfte das Bildhäuschen 1684 erneuert haben. Bestimmt jedoch befand sich bereits zu früheren Zeiten schon ein Bildstöckli oder eine kleine Kapelle beim Hof. Die Quellen erwähnen beispielsweise im 14. Jahrhundert eine Familie Gessler als Pächter auf Marihalden, die aus nicht näher benannten Gründen dem amtierenden Pfarrer von Beinwil den Ertrag eines Ackers vermachte. Möglich, dass aus dieser Stiftung eine Kapelle errichtet wurde oder das Kloster Kappel ein Bildhäuschen hatte bauen lassen.
Bäuerliche Volkskunst
Im Jahre 1730 verkaufte das Kloster Muri den Hof Mariahalden. Zwar hat das einst weiträumige Gut infolge Generationenwechsel und geopolitischer Entwicklungen eine regelrechte Zerstückelung erlebt, doch ist das Kerngrundstück seither im Besitz ein- und derselben Familie geblieben, die seinerzeit wohl nicht nur die Kapelle erneuerte, sondern auch eine Figurengruppe stiftete, die noch heute im Inneren des Bildhäuschens steht. Über den Grund der Stiftung vermag niemand mehr Auskunft zu geben. Womöglich hat der Besitzer seinen Hof, der ausserhalb des Ortsschutzes lag, auf diese Weise der Heiligen Maria, dem Ortsheiligen Burkard und dem Bauernheiligen Wendelin anempfohlen. Tatsächlich gilt das sorgfältig gearbeitete Ensemble aus dem 18. Jahrhundert als besonderes Zeugnis bäuerlicher Kunst. Ein eisernes Gitter verschliesst die Nische, in der eine Figurengruppe untergebracht ist. (acm)