Kapellen
Wegkapelle, Winterschwil (Beinwil im Freiamt)
Unter dem Mantel des Schweigens
Elisabeth, Maria und Laurentius sind untergetaucht, haben sich zusammen mit der einen der beiden Stifterfamilien ins «Exil» zurückgezogen und dem Heiligen Burkard Platz gemacht. Derweil kümmert sich die andere Familie, die nach wie vor einen Hof im Weiler Winterschwil bewirtschaftet, noch immer um die kleine Wegkapelle inmitten des idyllisch erhaltenen Dorfkerns.
Zerbröckelnde Einigkeit
Was im 19. Jahrhundert, möglicherweise aber auch schon früher, als gemeinsame Stiftung im Einvernehmen zweier Bauernfamilien begann, führte im Zuge von Güterregulierungen im Jahre 1986 zu Differenzen. Der einen Familie gehörte die Kapelle, der anderen die Ausstattung. Während die Kapelle an die Kirchgemeinde überschrieben wurde, verblieb das Figurenensemble, bestehend aus Maria, Elisabeth von Thüringen und Laurentius (16. Jahrhundert) in Privatbesitz.
Kirchgemeinde spendiert neue Ausstattung
Nachdem es der Kirchgemeinde nicht gelungen war, der Kapelle ihre Ausstattung zu erhalten, spendierte sie der Kapelle eine moderne Burkard-Statue. Diese zeigt den Heiligen im Priestergewand mit Strahlenkranz und Kelch. An Burkards Seite sitzt der Rabe, mit dem der Heilige eine besondere Beziehung pflegte und sich sogar zu verständigen wusste. Mehr noch: Es heisst, Burkard habe den Vogel zurück ins Leben gerufen, nachdem dieser von Dienstboten getötet worden war. Diese glaubten sich durch das Tier verraten, als Burkard sie wegen einer Verfehlung zurechtwies.
Ursprünglicher Zustand soll wiederhergestellt werden
Zur Geschichte des heute als «Burkardkapelle« bekannten Bildhäuschens ist kaum mehr etwas bekannt. Die Aargauer Denkmalpflege datiert den bestehenden Bau auf das Jahr 1859. Aus welchem Grund einstmals die Stiftung erfolgte, können die Nachfahren der beiden Familien nicht mehr sagen. Auch die Kirchgemeinde, seit 1986 Eigentümerin der Kapelle, besitzt keine Informationen, da es sich um eine private Andachtsstätte handelt, in der nie Messen gelesen wurden. Mit dem Ziel, möglichst die ursprüngliche Anlage der Kapelle wieder herzustellen, hofft die Kirchgemeinde, dereinst die alten Figuren wieder in die Kapelle überführen zu können. Im Gegenzug will sie für deren kostspielige Restaurierung aufkommen. (acm)