Kapellen
Wendelinskapelle, Möhlin
Wegbegleiterin an der Landstrasse
In der Nähe von drei historischen Gasthöfen und einer ehemaligen Furt durch den Möhlinbach steht die Wendelinskapelle. Hier an der alten Verzweigung der Landstrasse durch das Rheintal und der Strasse nach Zeiningen-Wegenstetten, von wo einst ein Weg über den Jura ins Aaretal führte. Schon 1478 wird an dieser Stelle ein Kirchlein erwähnt. Das Heutige stammt von 1688. Dass es damals schon eine Uhr besass, unterstrich sein prominenter Standort an diesem viel begangenen Verkehrsweg. Bis zum Bau der heutigen Landstrasse im 19. Jh. führte die Strasse hart an der Kapelle vorbei (Wendolinsgasse).
Beschädigt – überstrichen – freigelegt
Ein Bilderzyklus zum Leben des hl. Wendelin bedeckt einen grossen Teil der Schiffswände. Es handelt sich um ein 1920/23 geschaffenes Frühwerk des Basler Künstlers Hans Stocker (1896–1983). Stocker gilt als Pionier der modernen Schweizer Glasmalerei und als Erneuerer der kirchlichen Kunst in der Schweiz. Seine Bilder in Möhlin erlitten ein unrühmliches Schicksal. Bei Renovationsarbeiten in den Jahren 1949/50 wurden sie durch Kalkspritzer beschädigt. Deren Beseitigung richtete noch grösseren Schaden an, so dass man die Wandbilder schlussendlich mit weisser Farbe übertünchte. Mit Unterstützung der Denkmalpflege erfolgte 1987/88 die Freilegung.
Von der Chorwand blicken drei barocke Statuen. Der fast lebensgrosse Wendelin aus der Zeit um 1720/30 wird dem Rheinfelder Bildhauer Hans Freitag zugeschrieben. Zwei kleinere, hübsche Figuren zeigen die Bischöfe Martin und Eligius. Letzterer wird mit einem Pferdchen dargestellt und ist Patron der Pferde und Fuhrleute – passend für die an einer Verkehrsachse stehende Kapelle.
An der Chordecke schweben drei Engel. Der linke hält eine Steinsäule als Zeichen der Standfestigkeit der Kirche (= Ecclesia). Bei der mittleren Engelsfigur mit dem Kreuz steht das Wort Fides (= Treue, Glaube), bei der rechten mit dem Bischofsstab Apostolatus (= Sendung, Auftrag).
Wegkreuz mit Pilgermuschel
Vor dem Kapelleneingang steht ein ausdrucksstarkes Wegkreuz aus der Zeit um 1600. Auf dem erneuerten Sockel fällt neben einer Stifterinschrift eine Jakobsmuschel mit Stab auf (Zeichen der Pilger). Ob sie Bezug nehmen auf unsere Erdenpilgerschaft, auf eine Pilgerreise des Stifters nach Compostela oder auf die hier vorbeigekommenen Pilger, ist offen. Bekannt ist, dass bis ins 19. Jh. hinein viele Elsässer Wallfahrer auf ihrem Weg nach Einsiedeln Möhlin passierten. (lh)