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Kapellen

Antoniuskapelle, Mellingen

Südländischer Charakter

Mit ihrer von Rundbogenarkaden geprägten Vorhalle mutet das Gotteshaus beim Mellinger Friedhof südländisch an – passend zum Kapellenpatron, der aus Portugal stammte und im italienischen Padua begraben ist. „Heiliger Antonius, hilf mer sueche, was i verlore ha“, lautet das bekannte Stossgebet bei der Suche nach einem abhanden gekommenen Gegenstand. Schon unzählige Gläubige haben in der Kapelle Antonius um Hilfe gebeten. Brennende Opferkerzen zeugen auch heute von den täglichen Besuchern.
 

Verzückter Antonius

1736 liess die Mellinger Bürgerschaft die Kapelle errichten und daneben einen neuen Friedhof anlegen. Als der Kapellenbau fertig gestellt war und der Friedhof eingeweiht werden konnte, entbrannte ein heftiger Streit: Bildhauer und Schultheiss Franz Xaver Widerkehr beharrte darauf, dass der Dekan und Pfarrer von Merenschwand, der bereits die Grundsteinsegnung der Kapelle vorgenommen hatte, den Gottesacker weihe. Schultheiss Johann Müller – er war in den geraden, Widerkehr in den ungeraden Jahren Schultheiss – verlangte hingegen, dass der mit ihm befreundete Propst des Luzerner Chorherrenstifts dies tun solle. Da in dieser offenbar brisanten Frage keine Einigung zustande kam, entschied sich am Ende der Generalvikar des Bistums Konstanz für den Propst.

1739 bestellte der Mellinger Rat bei Franz Xaver Widerkehr und seinem Sohn Kaspar Josef für die Kapelle einen Altar mit Antoniusfigur. Die von Kaspar Josef geschaffene Antoniusfigur gehört zu den künstlerischen Höhepunkten des Rokokos im Kanton und ist die wohl eindrücklichste Darstellung des Heiligen im Aargau. Mit verzücktem Gesicht kniet Antonius, das Jesuskind in seinen Armen haltend, auf dem schemelförmigen Tabernakel.    
 

Dem Zeitgeist angepasst

1865 wurde die Kapelle, dem Zeitgeist entsprechend, im neugotischen Stil umgestaltet. Die Antoniusfigur kam in den Spittel (Altersheim), obwohl viele Gläubige gegen ihre Entfernung aus der Kapelle protestierten. Treibende Kraft hinter der Neugestaltung der Kapelle war der damalige Pfarrer. „Vom Fortschritt angehauchte Männer würden über diese Figur nur spotten“, behauptete er. 

1923 kehrte Widerkehrs Antonius an den alten Standort zurück, jedoch mit einem weissen Anstrich. Die Restauration in den Jahren 1981-1983 gab dem Kapelleninneren die festlich-heitere Stimmung des 18. Jh. zurück. Ein Altar aus dem luzernischen Kloster Werthenstein birgt den „Antoniustabernakel“, der wieder in seinen ursprünglichen Farben erstrahlt. (lh)

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