Kapellen
Antoniuskapelle, Turgi
St. Antonius an der Heerstrasse
Nördlich von Gebenstorf, dort wo sich die Wege nach Baden und Vogelsang trennten, stand spätestens seit dem 15. Jh. eine dem hl. Antonius von Padua geweihte Kapelle. 1605 wurde das kleine Gotteshaus erneuert, nachdem es von Protestanten zerstört worden war. Der Bau der heutigen Kapelle in Wil bei Turgi, früher Niederwil oder Unterwil genannt, geht auf ein Vermächtnis zurück: Leonhard Killer hinterliess 80 Gulden für eine neue Kapelle. Noch existierte das Dorf Turgi nicht und der Weiler Niederwil war nach Gebenstorf der erste Ort an der bedeutenden Strasse nach Baden. Wie die alte Antoniuskapelle nahe Gebenstorf sollte auch die Neue als sakrale Wegbegleiterin Durchreisende zur Einkehr und zum Gebet einladen.
Das von Leonhard Killer vermachte Geld wurde dem Pfarrer von Birmenstorf ausgehändigt, der den Bau der Kapelle selbst unterstützte. Schwierigkeiten bereitete der Gebenstorfer Prädikant, der sich gegen eine Versetzung der Antoniuskapelle nach Niederwil wehrte. Offenbar war den Reformierten das kleine Heiligtum nicht gleichgültig. Im Gegenteil: Ein im 15. Jh. von der Kirchgemeinde Gebenstorf beschlossener Bodenzins für den Unterhalt der Antoniuskapelle wurde auch nach dem Bau des neuen Kirchleins von Katholiken und Reformierten weiterhin anteilsmässig entrichtet. 1717 begannen die Niederwiler ohne Wissen des reformierten Landvogts mit dem Kapellenbau. Trotz des eigenmächtigen Vorgehens bewilligte die Tagsatzung nachträglich die Errichtung des Gotteshauses.
Sinnbild für christliches Teilen
1729 stiftete der Birmenstorfer Pfarrer der Kapelle einen Flügelaltar. Das im Jahr 1564 gefertigte Kunstwerk stammte aus der Verenakapelle in Baden und war in den Besitz des Pfarrers gelangt. Anlässlich der Kapellenrenovation von 1901 kam der wertvolle Altar ins Landesmuseum, das ihn 1925 dem Historischen Museum in Baden verkaufte. Zur heutigen Ausstattung der Kapelle gehören eine Kreuzigungsgruppe aus der Zeit um 1720/30, eine etwa gleichaltrige Statue des Kapellenpatrons sowie ein moderner Wandteppich mit den eucharistischen Gaben Brot und Wein. Tabernakel und Ewiges Licht weisen darauf hin, dass in der Kapelle regelmässig, jeweils am Donnerstag, Gottesdienste gehalten werden. Die Tabernakeltür trägt ein Relief des bekannten Fastenopfersignets, ein Sinnbild für christliches Teilen – passend zum Kapellenpatron, dem Fürbitter der Armen. In dessen Namen wird in vielen Gotteshäusern das Antoniusbrot eingezogen, eine Geldspende für Notleidende. (lh)