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Kapellen

Loretokapelle, Leibstadt

Schloss- und Begräbniskapelle

1635 erwarb die angesehene Urner Familie von Roll die auf einer Anhöhe am Rhein gelegene Burg Bernau. Franz Ludwig von Roll wohnte mit seiner Gattin Maria Agnes, eine geborene Freiherrin von Schönau, seit 1646 auf der Bernau, wo er einen grossen Palast mit Prunksälen für bis zu 200 Personen erbauen liess. Das Paar soll lange Zeit kinderlos geblieben sein. Laut Überlieferung soll sich Nachwuchs eingestellt haben, nachdem Franz Ludwig den Bau einer Kapelle versprochen hatte. Tatsächlich brachte Maria Agnes 14 Kinder zur Welt. 1672 errichtete ihr Mann auf einer benachbarten Anhöhe östlich des Schlosses eine Loretokapelle mit Familiengruft.

Ein Blick auf den in der Kapelle angebrachten informativen Stammbaum der Bernauer von Roll lässt an obiger Überlieferung zweifeln. Franz Ludwig und Maria Agnes heirateten 1642, und allein von 1643 bis 1649 gebar die Freiherrin fünf Kinder. Das erste erblickte elf Monate nach der Hochzeit das Licht der Welt, starb allerdings bei der Geburt. In Wahrheit dürfte die Kapelle 1672 vom damals 50-jährigen Schlossherrn als standesgemässe Begräbniskapelle erbaut worden sein. Dass sich Franz Ludwig für den Bau einer Loretokapelle, einer Nachahmung des Wohnhauses der hl. Familie in Nazareth, entschied, mag mit dem Kindersegen im Zusammenhang gestanden haben. Zudem lag dieser Kapellentyp im Barockzeitalter „im Trend“, wie auch die zehn Jahre zuvor erbaute Achenbergkapelle im nahen Klingnau zeigt.
 

Niedergang eines Adelsgeschlechts

In der zweiten Hälfte des 18. Jh. erfolgte der finanzielle Abstieg der Freiherren von Roll zu Bernau. Die Leibstadter erzählen noch heute Geschichten über die Verschwendungssucht der Barone. So soll die Schlossherrschaft anlässlich einer Hochzeit den zum Rhein führenden steilen Weg zwischen Schloss- und Kapellenhügel für eine sommerliche Schlittenfahrt mit teurem Salz bestreut haben. Um 1800 ging die Familie Konkurs und Bauern kauften das Schloss. 1844 brannte es nieder und wurde nie mehr aufgebaut. 1927 starb die letzte Vertreterin der einst stolzen Bernauer Adelsfamilie verarmt in der Pflegeanstalt Königsfelden.
 

Hinten die Bediensteten, vorne die Schlossherrschaft

Noch weht der Hauch des Adels durch die einstige Schlosskapelle, deren Inneres zweigeteilt ist: Im hinteren Raum mit den beiden Seitenaltären nahm das Dienstpersonal, im vorderen mit dem Hauptaltar die Schlossherrschaft am Gottesdienst teil, in unmittelbarer Nähe der in der Gruft unter dem Chorraum ruhenden verstorbenen Familienangehörigen. An sie erinnern mehrere Epitaphe an den Kapellenwänden, reich verziert mit Schnitzwerk, Wappen und Bildern, die teilweise die Namenspatrone der Verstorbenen darstellen. Dem Kunstfreund führen die Grabmäler anschaulich die Entwicklung der Ornamentik im Laufe des 18. Jh. vor Augen. Die ältesten aus den 1690er Jahren verweisen auf die Kapellenstifter und Stammeltern der Bernauer von Roll: Franz Ludwig und Maria Agnes. Im hinteren Kapellenraum hängt namenlos und ohne barockes Gepränge ein Portrait des 1809 verstorbenen Karl Joseph Antonius Sylverius Aloisius von Roll, der durch seine Schuldenmacherei massgeblich zum finanziellen Ruin seiner Familie beigetragen hat. Ein weiteres Bild zeigt seine Gattin Maria Ursula Hildenbrand, eine Waldshuter Wirtstochter.
 

Vor dem Zerfall gerettet

Die heute der Ortsbürgergemeinde gehörende Kapelle bildet zusammen mit den Linden und der gepflegten Friedhofanlage ein Ensemble, das an die Vergänglichkeit des materiellen Reichtums und des Lebens erinnert. In der Mitte des letzten Jahrhunderts litten Gebäude und Ausstattung unter der Feuchtigkeit; Altäre, Figuren und Epitaphe zeigten starken Wurmbefall und wiesen teilweise erhebliche Schäden auf. Dass die Kapelle so gut erhalten ist, ist ein grosses Verdienst des langjährigen Gemeindeschreibers Otto Vögele. Er lenkte die Aufmerksamkeit der Gemeindebehörden und der Leibstadter auf die historische und kunsthistorische Bedeutung der Loretokapelle und machte sich für eine Sanierung des Gotteshauses stark. 1955/56 erfolgte eine erste, 1987/88 eine zweite Restaurierung. (lh)

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