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Kapellen

Loretokapelle, Muri

Letzte Ruhe für die Habsburger

Muri, März 1970: Im Beisein zweier Zeugen und eines Lokaljournalisten unterzeichnet Erzherzog Rudolph von Habsburg mit dem damaligen Präsidenten der Murianer Kirchenpflege, Dr. Leo Weber, eine Nutzungsvereinbarung betreffend Einrichtung einer Familiengruft in der Loretokapelle des Klosters Muri. So kam Habsburg wieder zu einer Grabstätte, nachdem das Geschlecht nach der Revolution von 1918 aus Österreich vertrieben worden war und nicht einmal mehr tot in die Wiener Familiengruft zurückkehren durfte. 
 

Kaiserin trifft König

Noch im gleichen Jahr wird die Grabstätte ausgehoben und eingeweiht. Bald folgen mit Kaiser Karls Herzurne und Schwiegertochter Xenias Leichnam die ersten Beisetzungen. Neugierig beäugen die Murianer die adligen Gäste und geben Anekdoten zum Besten. So soll, als sich Zita von Habsburg als solche vorstellte, der damalige Pfarrer Baur geantwortet haben: «Wenn Sie die Kaiserin von Österreich sind, bin ich der König von Bayern.»
 

Eine Hand wäscht die andere

Mittlerweile beherbergt die Grabkammer in der Loretokapelle drei Söhne des letzten österreichischen Kaiserpaares, zwei Schwiegertöchter, einen Enkel sowie eine in den Adelsstand erhobene Amme. Die silbernen Herzurnen des Kaiserpaares befinden sich dagegen in einem Schrein unter dem Marienaltar. Dass sich die Habsburger ausgerechnet an das Kloster Muri wandten, kommt nicht von ungefähr. Immerhin hatte das Adelsgeschlecht das Kloster im Jahre 1027 gestiftet. Bevor der Vertrag jedoch unterzeichnet werden konnte, mussten die Kirchgemeinde, die Einwohnergemeinde, der Regierungsrat wie auch der Bundesrat ihr Einverständnis geben.
 

Zwei Fliegen mit einer Klappe

Errichtet wurde die Loretokapelle im Jahr 1698, als beim Umbau der Klosterkirche der achteckige Zentralbau die alte romanische Basilika ablöste und den nördlichen Kreuzgangtrakt integrierte. Da galt es, dem in diesem Gang übriggebliebenen «Stumpf» eine sinnvolle Verwendung zu geben. Die Loretokapelle stand demnach wie die anderen neu geschaffenen Altäre im Achteck im Dienst der neuen Bauform, aus statischen wie auch ästhetischen Gründen. In ihrer Erscheinung kommt die Kapelle sehr schlicht daher. In der damals gepflegten Tradition der «Casa Santa» wurde sie in den Dienst der Marienverehrung gestellt und zeigt ein Abbild des Geburtshauses von Maria, das einer Legende zufolge von Engeln nach Ancona getragen worden sein soll. Im Abschluss des Andachtsraums befindet sich ein blau gefasster barocker Altar, aus dem sich ein Holzgitter erhebt, das die Kapelle in «Küche» und «Wohnstube» trennt. Hinter dem Gitter steht auf einem weiteren Altar eine Madonnenfigur. Ebenfalls in Blau gehalten ist die Decke, das Himmelsfirmament. (acm)

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