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Kapellen

St. Odilo Kapelle, Boswil

Schädelspuk im Beinhaus

Kaum ein Beinhaus, um das sich nicht wilde Geschichten ranken. Die St. Odilo-Kapelle zu Boswil in unmittelbarer Nachbarschaft der alten Stadtkirche macht da keine Ausnahme. Die mittelalterlichen Grundmauern des alten Wohnturms, wo die Menschen im Mittelalter vor plündernden Raubrittern Schutz fanden, aber auch der verwaiste und verwilderte Friedhof taten ein Übriges, den Aberglauben der Menschen bis ins letzte Jahrhundert zu nähren. So erzählten sich die Boswiler, dass es dort um Mitternacht spuke. Nichts desto trotz soll im Gasthaus Löwen einer geprahlt haben, er wolle zur Geisterstunde einen Schädel aus dem Beinhaus holen. Der Sohn des Sigrists, der an einem der hinteren Tische die Szene verfolgt hatte, beschloss, dem Prahlhans eine Lektion zu erteilen und ihm im Beinhaus aufzulauern. Als sich dann der Wagemutige zu vorgerückter Stunde in der Kapelle einen Schädel krallen wollte, rief der Sigristensohn aus seinem Versteck mit tiefer Stimme: «Das isch mine». Der Eindringling, zutiefst erschrocken, liess den Totenkopf fahren, griff aber, bereits auf der Flucht, nach einem anderen Schädel. Wieder ertönte die Stimme, worauf der Flüchtige, noch während er sich aus dem Staub machte, schrie: «Du wirsch wohl nid zwee Grinde kha ha».
 

Atelier des Künstlers

1487 erstmals urkundlich erwähnt, wurde das Beinhaus um 1700 von Fürstabt Plazidus Zurlauben neu erbaut und 1718 zu Ehren der Heiligen Odilo, Apollonia und Ottilia geweiht. Der Kirchenbau wurde zweigeschossig angelegt, das Untergeschoss diente weiterhin als Ossarium für Gebeine und Schädel. Die Ausstattung im oberen Geschoss, ein von Joseph Anton Messmer 1792 geschaffener Altar mit der Himmelskönigin über dem Fegefeuer im Altarblatt, gilt seit Mitte des 20. Jahrhunderts als verschollen. Zu dieser Zeit wurde die Kapelle profanisiert und ausgeräumt. Einzig die hölzerne Decke und die Glocke sind noch erhalten. Davor erlebte das Kirchlein unter dem Kunst- und Glasmaler Richard A. Nüscheler eine letzte Blütezeit. Der international renommierte Künstler sorgte in den Jahren 1933 bis 1940 für regelmässige Messfeiern in der Kapelle und nahm am Bau verschiedene kleinere Veränderungen vor. So brachte er beispielsweise beim Eingang zum Untergeschoss eine Madonna aus Sandstein an und gab dem Kirchlein wieder ein Glockentürmchen, nachdem der Dachreiter im 19. Jahrhundert abgebrochen war. Nüschelers Türmchen wurde im Zuge der Gesamtrestaurierung von 1970 wieder entfernt, die Zwiebelhaube von vormals rekonstruiert. 
 

Von Musikerstiftung vor dem Abriss gerettet

Heute wird die Odilo-Kapelle vom Künstlerhaus Boswil als Probe- und Veranstaltungsraum genutzt. Gemeinsam mit der alten Kirche ist die Kapelle Eigentum der 1953 gegründeten «Stiftung Künstlerhaus Boswil», welche die Kirche, das Pfarrhaus und die Kapelle vor dem Abriss rettete und zunächst als Refugium für betagte und mittellose Künstler nutzte. Seither hat sich das Künstlerhaus Boswil zu einer legendären Schweizer Institution der Kulturvermittlung entwickelt und ist als Musikzentrum mit seinen Konzerten und Projekten ein Ort der Begegnung und des internationalen Kulturaustauschs. (acm)

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