Kapellen
Vierzehn Nothelfer Kapelle, Gerenschwil bei Sins
Wilden Wettern ausgesetzt
Die kleine Kapelle ohne Türmchen befindet sich nahezu an der höchsten Stelle jener Anhöhe, die den südlichsten Teil im Aargau markiert. Jenseits der Hügelkuppe liegt fast schon Luzern. Unmittelbar bei der Kapelle sammeln sich drei Gehöfte mit ihren umliegenden Wirtschaftsbauten, der Wiler Gerenschwil. Die dort ansässigen Familien haben immer wieder schlimme Unwetter auszustehen. «Es hat uns schon alle Dächer abgedeckt», erinnert sich Andrea Moll-Reutercrona. Zu ihrem Hof gehört die Kapelle. Warum sie den vierzehn Nothelfern geweiht ist, vermag heute niemand mehr zu sagen. Überdies lässt sich im Gegensatz zu anderen Nothelferkapellen aufgrund der Ausstattung keinerlei Bezug zum Kapellenpatrozinium herstellen. Auf einem marmorierten Holzaltar aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stehen als Statuen der Bauernheiligen Wendelin und Antonius Eremita, Antonius von Padua sowie der Pestheilige Sebastian. Das Hauptblatt des Altars ziert eine Darstellung der Heiligen Familie, im Oberblatt findet sich ein Porträt von Nikolaus von der Flüe.
Vom Blitz getroffen
Bis in die jüngste Vergangenheit wurde die Andachtsstätte, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts errichtet wurde, von den immer wieder aufbrausenden Unwettern verschont, erinnert sich Andrea Moll-Reutercrona. Der Blitz habe jeweils in eine der unmittelbar neben der Kapelle aufragenden Pappeln eingeschlagen, die als natürliche Blitzableiter fungieren. «Im September 2011 fanden wir jedoch nach einem heftigen Gewitter den Türrahmen der Kapelle in der Wiese gegenüber. Zudem sah die Fassade aus, als hätte man mit Kanonen drauf geschossen.» Der Blitz hatte eingeschlagen, doch das innere der Kapelle war unversehrt geblieben.
Station am Pilgerweg
Zu früheren Zeiten pilgerten die Menschen zur Kapelle, um Genesung bei Krankheit oder Unterstützung in anderweitigen Anliegen zu erflehen. Alteingesessene wissen noch zu berichten, dass auch Mütter mit ihren bettnässenden Kindern vorbeikamen. Heute bleiben die Pilgerstöme aus. Dafür findet einmal im Jahr spontan eine Kapellenmesse statt. Diese hält der Pfarrer von Sins, obschon der Weiler eigentlich zum Pfarrsprengel von Dietwil gehört. Die gesamte Verwandtschaft der im Weiler ansässigen Familien findet sich zu dieser Feier ein. Im Anschluss lädt jeweils eine der Hofgemeinschaften zum geselligen Beisammensein. (acm)